HUB Hamburg weiter vorn

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Dreckig, düster, dürftig: Auf den ersten Blick machte der Gaußhof in Hamburg Altona vor fünf Jahren kein gutes Bild. „Der Hof war überdacht, dunkel, nass, es gab eine Druckerei, drei unterschiedliche Puffs und Chaos“, sagt Bent Jensen. Aber der Däne wäre nicht seit 40 Jahren Immobilienentwickler, wenn er nicht eine „Nase“ für lukrative Investments hätte – und Fantasie: „Du nimmst das Gebäude wahr, seine Höhe, die Ausmaße, Sonnenlicht und stellst dir vor, dass du hier im Hof im Frühling friedlich auf einer Bank sitzt. Das geht direkt von der Nase in den Bauch und der sagt, kaufen!“ Bent Jensen lacht. Was sich gerade in seinem Gaußhof abspielt, hätte sich der 64-Jährige bei seiner Kaufentscheidung zwar bei aller Fantasie nicht vorstellen können, aber es gefällt ihm.DSC01103

Junge Menschen sitzen an Tischen, stehen an Tresen, reden, trinken Bier und verspeisen Grillgut. Ein Stockwerk darüber tippen sie auf Tastaturen, wischen über Tablets und diskutieren auf einem roten Sofa. In einer Nische wird „Arschloch“ gespielt. 10387608_450645595085874_4061275665762051797_nDie Kartenblätter werden gerade neu gemischt, als Jensen die Stimme hebt: „Hello, my name is Bent oder auf Deutsch Herr Jensen“, stellt er sich seinen Gästen vor. Doch der Gaußhof ist an diesem Abend Dänemark viel näher als Deutschland, gesiezt wird hier niemand, gefeiert wird die Zukunft. Irgendwie sind die jungen Menschen doch allesamt Gewinner: Sie sind ausgewählte Teilnehmer des Förderprogramms „SpeedUp! Europe“, das aus EU-Fördermittel bestritten wird und ein Stück unabhängige Technologiegeschichte schreiben will. Unabhängig von der Erfolgsstory Silicon Valley: mit europäischen Unternehmern und Gründern im „Yard Gauss“ beispielsweise auf 800 Quadratmetern Denk-, Spiel- und Arbeitsfläche.

„Das heißt HUB in Deutsch-Englisch, habe ich gelernt“, sagt Bent Jensen und lacht wieder in tiefen, warmen Tönen. Dass in seinem Haus die Geschichte der Zukunft geschrieben werden soll, mache ihn stolz: „Working together with so many young people, making the Future“. DSC01085Future Internet versteckt sich auch in dem übergeordneten Projektnamen, kurz FIWARE, aber Jensen gibt zu, dass er von Technologie nicht viel versteht. „WLAN, Speed, Cloud, ich verstehe nur die Hälfte, aber ich will gerne dazulernen.“ Vielleicht aber können die jungen Menschen auch bald von ihm, ihrem zukünftigen Vermieter lernen, denn richtig gut sind Mensch und Maschine doch nur zusammen. „Human being, have fun“, betont Jensen, das sei mindestens so wichtig wie hart zu arbeiten und schwierige Software-Probleme zu lösen. Es sei sogar die Basis für den Erfolg, davon ist der Vermieter zutiefst überzeugt: „Ich habe gerade einen großen Grill gekauft“, verrät er. Damit wolle er mal im Sommer im Gausshof vorbeikommen, ein Fass Freibier für alle und eine Menge guter Laune dabei. Nase statt Navi. Bauch statt Buzz.

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